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Jörges tritt nach: Wagenknecht = Propagandawaffe der Linken
23.01.2014 19:23

Nachdem Markus Lanz für die unverschämte Art des Umgangs mit Frau Wagenknecht und das ZDF für die dummdreiste Parteienhetze von der Internetgemeinde massiv gerügt wurden, tritt ein Studiogast kräftig nach: Hans-Ulrich Jörges. In DIESEM Video klärt er uns auf: Linke Teufel wollen an Lanz ein Exempel statuieren, damit kein weiterer Moderator es wage, die Wagenknecht als "wirksamste propagandistische Waffe der Linken" zukünftig zu kritisieren... Bei Betrachtung dieses Billigvideos ist man am Ende ratlos: Was war nerviger? Das Gekläffe vom Jörges oder das Hintergrundgeräusch eines Presslufthammers?

Dass es linke Teufel wären, die eine Online-Petition gegen Lanz vorantrieben, stimmt nur bedingt: Die Initiatorin dieser Petition war vor langer Zeit einmal Parteimitglied der Linken, aber aktuell nicht mehr. Und unter den vielen Kritikern und Unterzeichnern haben sich bspw. auch CDU-Wähler enttarnt, die über ihr Parteibuch hinaus zumindest in der Lage sind, unangemessene Umgangsweisen gegenüber Parteigegnern als nicht statthaft zu erkennen und dies zu kritisieren. 

Was will dieser "Jörges" eigentlich, ...

... der mit seiner aufbrausenden Art in der Talkshow von Lanz bereits Frau Wagenknecht mehrfach und scharf an der Grenze persönlicher Diffamierung über den Mund fuhr? 

Es ist augenscheinlich, was er will: Aufgrund der vorgenannten rüpelhaften Art hat sich Jörges in der Talkshow "Markus Lanz" selbst ins Abseits geschossen. Die Internetcommunity setzt die Betonung der Kritik nur deshalb auf Lanz, weil er der "Gastgeber", "Moderator" und Namensgeber der Talkshow ist. Jörges wird jedoch in den meisten Fällen ebenso kritisiert. Sowas muss ihn als "Medienprofi" ziemlich ärgern; er hat seine Zielgruppe falsch eingeschätzt, folglich die falsche Strategie gewählt und scheiterte obendrein noch an einer Einschätzung über Frau Wagenknecht, die sich in keiner Weise auf das Niveau von Jörges herabziehen ließ. Auf ganzer Linie versagt.

Es ist eine Binsenweisheit, dass Hinrichtungen Märtyrer produzieren - dasselbe gilt für journalistische Hinrichtungen: Lanz und Jörges wollten die Wagenknecht verbal und medial lynchen und müssen nunmehr erkennen, dass sie das Gegenteil bewirkt haben. Immerhin: Der Lanz hält bislang den Mund und versteckt sich hinter seiner "Wetten-dass"-Show. Nicht so unser Hans-Ulrich- der produziert einen Billigclip und tritt nochmal kräftig nach.

Eine kleine Videoanalyse

Da Hans-Ulrich Jörges nun erfahren musste, dass Frau Wagenknecht im Dialog intellektuell und zwischenmenschlich einfach die bessere Figur macht, hat er sich für sein Video besonders vorbereitet - und damit starte ich meine Kritik dieses peinlichen Clips:

  1. Hans-Ulrich stellt eine schweigende Papp-Sarah neben sich. 

    Das ist praktisch: Da kann Hans-Ulrich seine manipulative Brandrede ohne jede Gegenrede der verschmähten Politikerin ungestört an den Mann und die Frau bringen. Entgegen ihrer Bezeichnung droht von Pappe eben kein Papperlapapp (wohl aber von Hänschen aus Fleisch und Blut - verkehrte Welt).
     
  2. Im Netz sei der Teufel los, meint Jörges. Und klärt auf: Der Teufel ist die Linke. 

    Wie kann dieser Hanulli einer Wagenknecht vorwerfen, sie stelle lauter Halbwahrheiten dar, während er selber behauptet, sämtliche Kritiker der Sendung seien teufelhafte Linke? Es ist höchst unwahrscheinlich, dass unter den Kritikern keine Wähler anderer Parteien zu finden sind und ich selber habe in Facebook-Kommentaren häufig gelesen, dass sich bspw. CDU-Wähler outeten und meinten, sie hielten zwar nichts von der LINKEN und von der Wagenknecht, aber das, was Lanz und Jörges da lieferten, sei selbst einem CDUler zuviel.

    Aber Jörges wäre nicht Jörges, wenn er den eh schon überspannten Faden nicht noch weiter strapazierte:

    Der Shitstorm sei eine mehr oder minder konzertierte Aktion Linker, weil Ungläubige es gewagt hätten, ihre Ikone "Wagenknecht" zu berühren - das dürfe nicht sein und darum inszeniere die Linke nun ein abschreckendes Beispiel. Sie tabuisierten Frau Wagenknecht, damit andere Moderatoren die LINKE und deren Vertreter nie wieder kritisch befragen.

    Dieser Hans: Er hat Frau Wagenknecht  in der Talkshow noch vorgeworfen, sie argumentiere nicht redlich. Aber was bittesehr ist denn daran redlich, die Empörung der Zuschauer als gezielte Aktion von teufelhaften Linken darzustellen, die einen Feldzug gegen die Medien antreten, um die Pressefreiheit durch Angst zu schmälern? Das ist eine beachtliche Ignoranz der Fakten bzw. Verzerrung der Tatsachen. Das ist Propaganda, lieber Herr Jörges! Und so einer hat es beim STERN zu was gebracht...

Jörges stellt sich alsdann selbst eine Expertise aus: Er habe die "Methode Wagenknecht" lange beobachtet.

Aha. Hans- Ulrich hat also Wagenknechtologie studiert und sagt uns nun als Fachmann, auf welch perfide Weise diese "eigentümlich altbürgerlich aufgerüschte" Politikerin Publikum und Internetgemeinde irreführt (übrigens: Die von Jörges vor die Kamera gestellte papierne Wagenknecht zeigt die Politikerin in einem figurbetonten, schwarzen und schnörkellosen Kleid - keinerlei Rüschen. Angesichts der Tatsache, dass die Pappwagenknecht sowieso keine Widerworte geben konnte, ist es erbärmlich, auch noch auf Äußerlichkeiten herumzureiten. Insbesondere, wenn die blumige Formulierung sogar von einer Pappfigur als Unwahrheit entlarvt werden kann...)

Aber sei es drum - kommen wir zur "Methode Wagenknecht":

  1. Jörgi hat messerscharf erkannt, dass diese Politikerin nur darauf warte, eine Diskussion auf ein ihr genehmes Feld zu lenken.

    Was? Sowas macht die Wagenknecht? Dieses Luder! *Sarkasmus*

    Spaß beiseite: Macht das nicht jeder Politiker? Macht es zudem nicht jeder Mensch, der eine Leidenschaft und Überzeugung hat? Frau Wagenknecht wirkt, als vertrete sie ihre Überzeugung mit Leidenschaft und natürlich kommt sie - wie jeder Politiker und jede Politikerin - immer auf diejenigen Themen zu sprechen, die sie gerade umtreibt.

    Im Übrigen ist es eine glatte Lüge, wenn Jörges suggeriert, Frau Wagenknecht beantworte Fragen nicht und lenke stattdessen auf für sie angenehmere Themen: Insbesondere bei Lanz hat Frau Wagenknecht unter Beweis gestellt, dass sie sowohl auf Fragen (und zudem auf jede noch so dummen Frage) antwortet als auch in näherem Zusammenhang auf andere Dinge eingeht. DAS unterscheidet Frau Wagenknecht von anderen Politikerdarstellern, die sich nämlich wortreich um eine Antwort herumdrücken und dann ein anderes Fass aufmachen.

    Dafür, dass Ulli behauptet, die Methode "Wagenknecht" lange beobachtet zu haben, sind seine Erkenntnisse arg dünn, fadenscheinig und widerlegbar. Es drängt sich mir auf, dass ich nicht mehr nur das ZDF, sondern auch den Stern meiden sollte; denn Ulli ist dort ein ganz großer Mann.
     
  2. Jörges behauptet, Frau Wagenknecht streue Halbwahrheiten aus

    Und Jörges praktiziert es im nächsten Atemzug selber: Er behauptet, die Wagenknecht habe gesagt, der Mindestlohn greife erst 2017. Und da habe die Wagenknecht eine Halbwahrheit ausgesprochen, da der Mindestlohn bereits 2015 komme. Und wie er daraufhin wieder aus der Haut fährt und wie das Rumpelstilzchen herumfuchtelt!

    Lieber Hans-Ulrich, beruhige Dich wieder, entspann Dich: Weder das Datum 2017 noch das Datum 2015 sind die volle Wahrheit. Die volle Wahrheit bezüglich des Mindestlohnes besteht aus vielen Übergangs- und Ausnahmevorschriften. Da es aber selbst dem Ulli zu doof ist, die komplexe Regelung zur Einführung des Mindestlohnes absolut wahrheitsgetreu in 2 Stunden zu umreißen, greift er auf dieselbe Verkürzung der Fakten zurück, wie es Frau Wagenknecht tat: Sie als Linke jedoch vertritt den Standpunkt, dass die Übergangsregelungen faktisch dazu führen, dass bis 2017 von keinem echten Mindestlohn zu reden sei, Jörges hingegen vertritt den Standpunkt der CDU/ CSU, dass bereits ab 2015 ein ernstzunehmender Mindestlohn eingeführt sei. Das sind zwei legitime Sichtweisen eines Sachverhalts, aber nicht eine Wahrheit und Unterschlagung der anderen.

    Es ist LOGISCH, dass der Vertreter einer Partei den Standpunkt seiner Partei vertritt. Die Wahrheit einer LINKEN ist die andere "Hälfte" derjenigen Warheit, die bspw. die CDU/CSU vertritt. Aber seit wann ist es die Aufgabe einer Partei, neben ihrem Standpunkt auch noch diejenigen sämtlicher anderer Parteien erschöpfend auszuführen? Solange die Fakten, auf die sich die Parteivertreter beziehen, nicht verfälscht werden, kann man zu mehreren Wahrheiten kommen und es ist dem mündigen Bürger durchaus bekannt, dass es nicht nur die EINE Wahrheit gibt. Aus diesem Grund wählen Bürger verschiedene Parteien. Und aus diesem Grund strafen Bürger üble Parteienhetze und Moderatoren ab und aus diesem Grund schreiben Bürger in Blogs, dass der Jörges einen manipulativen Pseudojournalismus betreibt.

    Seit wann ist es dem Berufsstand eines Journalisten würdig, derart fadenscheinig einen parteipolitischen Standpunkt zu vertreten? Es ist NICHT die Aufgabe einer Wagenknecht, unparteisch zu sein, im Gegenteil. Aber es ist dies die Aufgabe eines Journalisten, der etwas auf sich hält. Hans- Du gibst hier das Beispiel dafür, wie Journalismus NICHT sein sollte. Schade, dass wir dennoch Deinesgleichen auf Mattscheiben und Flatscreens zu Dutzenden dulden müssen. Aber offenkundig ist damit langsam Schluss; denn das Publikum wird unbequem und kann vor allem via Internet Themen schneller, besser und populärer besetzen, als Sternyboy Jörges. Da hilft es auch nichts, wenn Altvatern noch einen auf hippen Videoblogger macht - Müll bleibt Müll.
     
  3. Der goldigste Vorwurf von Jörges ist der, dass Frau Wagenknecht einfach "drüberquatsche", wenn ihr ein Thema unangenehm sei.

    Dies macht er an seiner investigativjournalistischen Meisterleistung fest, Frau Wagenknecht des Schulterschlusses mit der "rechten AfD" überführt zu haben. Jörges behauptet, Frau Wagenknecht sei diese Enthüllung derart unangenehm gewesen, dass sie daraufhin einfach über seinen Sachvortrag drübergequatscht habe.

    Ist das so? Das wollen wir doch einmal prüfen:

    HIER unser Ulli, als er den Investigativen heraushängen ließ und gleich darauf die Reaktion von Frau Wagenknecht dazu.

    Es sind nur wenige Sekunden, in denen aber eines sichtbar wird: Jörges streut Halbwahrheiten, Frau Wagenknecht reagiert darauf mit Richtigstellung und der einzige, der "drüberquatscht", ist Jörges selber:

    - Jörges wirft Wagenknecht vor, sich Lucke angenähert zu haben.

    Wagenknecht stellt klar, dass sie sich mit jedem halbwegs vernünftigen Menschen auseinandersetzt und sich nicht versperrt. Und das ist glaubwürdig - denn selbst vor diesen primatenhaften Lanzens und Jörgesses lässt sich Frau Wagenknecht auf eine Auseinandersetzung ein und erklärt sich.

    - Jörges bescheinigt Wagenknecht eine uneingeschränkte Zustimmung zur Euro-Kritik der AfD

    Wagenknecht konkretisiert: In EINEM Punkt sei sie mit dem Parteichef der AfD einig, und zwar darin, dass die "Euro-Rettungspakete" in Wahrheit Bankenrettungspakete darstellten. Hierzu stehe sie auch.

    Wo "quatscht" Frau Wagenknecht nun den Herren Jörges und Lanz drüber? Bei jeder noch so dämlichen und frechen Frage antwortet Frau Wagenknecht mit einer bewundernswerten Geduld und Selbstbeherrschung. Die einzigen, die "drüberquatschen", sind die Herren Lanz und Jörges. Hans-Ulrich muss seine Zuschauer schon für ausgesprochen doof halten, wenn er glaubt, dass sie nicht erkennen, wieviel dessen, was er der Wagenknecht zu Unrecht nachsagt, ihm selber anhaftet... Kann nicht mal jemand dem Onkel sagen, dass er sich stillhalten soll?

Darüber, dass Frau Wagenknecht die EU "militaristisch" finde, will Jörges gar nicht erst reden...

... was nachvollziehbar ist; denn Frau Wagenknecht relativierte diese unglückliche und missverständliche Bezeichnung in der Talkshow, stellte heraus, dass dieser Begriff etwas anderes meint und machte auch verständlich, wie die LINKE diesen Begriff verstehe. Dass Jörges in seinem Monolog mit Pappgegner hierauf nicht eingehen wollte, hängt damit zusammen, dass er seine Zuschauer anhand des alten Wortes "militaristisch" bei ihrem aktuellen Sprachverständnis greifen und irreführen wollte, damit sie folglich voller Unverständnis über die LINKE mit dem Kopf schüttelten. Wäre Herr Jörges redlich, hätte er in seinem Clip erklärt, was die LINKE mit dem unglücklich gewählten Begriff "militaristisch" eigentlich meint oder er hätte diese Anspielung einfach weggelassen. Aber Jörges scheint ebenso wenig ein Journalist zu sein, wie man es von Lanz behaupten würde.

Jörges schließt seine Videopredigt mit den denkwürdigen Worten:

"Jaaaaaaa, die Wahrheit ist die Wahrheit, ist die Wahrheit..."

Wenn ich EINES gelernt habe, dann dieses:

Diejenigen, die den Begriff der Wahrheit zur Unterstützung ihrer Äußerungen heranziehen, sind die größten Lügner. Und wenn ich mir den Befund aus meiner oberflächlichen Videoanalyse ansehe, dann sehe ich meine These einmal mehr bestätigt.

Guten Abend.

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